Mein Herz:
Bilingualer Unterricht

Da ich selbst zweisprachig mit Englisch aufgewachsen bin – mein Dad ist US Amerikaner – fiel mir die Entscheidung zum Europalehramtsstudium nicht schwer. Dieser Studiengang bildet Lehrkräfte speziell im bilingualen Lehren und Lernen aus. Als ich damals 2010 mit dem Studium begonnen habe beinhaltete dies folgende Fächer: Englisch (Leitfach), Geschichte (Hauptfach/ bilinguales Fach(, Deutsch (affines Fach), Allgemeine Pädagogik, Schulpädagogik, Europäische Kulturstudien sowie Bilinguales Lehren und Lernen. Zudem war ein Auslandsemester, vornehmlich im englischsprachigen Raum, verpflichtend. Die Studienordnung und die Fächer, Rahmenbedingungen und Voraussetzungen haben sich sicherlich in den Jahren mehrfach geändert, daher sind hier genaue Recherchen bei Interesse nicht umgänglich. Was aber sicherlich geblieben ist: Das Studium hat durch seine abwechslungsreichen Fächer wahnsinnig viel Spaß gemacht und der bilinguale Unterricht liegt mir sehr am Herzen.

Im Referendariat konnte ich mich bereits etwas darin ausprobieren, war jedoch etwas verloren, da es wenige (naja ehrlich gesagt keine) ausgebildeten bilingualen Lehrkräfte gab. Meine erste eigene Klasse (damals Jahrgangsstufe 3) kam ab dem 2. Schultag in den Genuss des bilingualen Unterrichts. Er zeigt sich bei mir vor allem in der Unterrichtsorganisation. So sind sämtliche Klassendienste, Regeln und Ruhesysteme auf Englisch. Der Stundenplan, die Tagestransparenz und der Kalender wird täglich von deinem Kind auf englisch vorgestellt und sowohl Begrüßungs- als auch Abschiedsrituale finden in der Zielsprache statt. Außerdem beginnen wir den Tag mit englischen Spielen, die Satzstrukturen und gelerntes Vokabular wiederholen. Die englische Sprache ist somit fester Bestandteil unseres Unterrichts. 

Um die Kinder an das bilinguale Lernen zu gewöhnen habe ich zunächst den Kunstunterricht auf englisch gestaltet. Wir starteten damals mit dem Farbkreis – das Vokabular dazu war beirrest aus dem Englischunterricht bekannt und so war Farbenlehre auf Englisch auf einmal gar nicht mehr so schwer. Dennoch habe ich vorab mit den Kindern wichtige Regeln des bilingualen Unterrichts geklärt: 

  • Du darfst immer deutsch sprechen. 
  • Achte genau auf die Gestik und Mimik deines Lehrers. 
  • Melde dich, wenn dir etwas unklar ist. 

Im Laufe des Schuljahres kamen immer mehr bilinguale Themen hinzu. Zugegebenermaßen bietet sich der Sachunterricht im 3. Schuljahr für den Unterricht in der Zielsprache sehr an. So beschäftigten wir uns mit den Überwinterungsstrategien von Tieren, den Zustandsformen von Wasser und dessen Kreislauf, gesunder und ungesunder Ernährung, unserem Körper sowie Umweltbewusstsein und Recycling. Diese Themen haben wir teilweise komplett auf Englisch (Ernährung und Wasser) oder zu Teilen auf Englisch (Überwinterung) behandelt. Da eine wichtige Grundlage des bilingualen Sachunterrichts ist, Fachvokabular in beiden Sprachen kennenzulernen, arbeiteten die Kinder mit selbst erstellten Vokabelheften.

m Laufe der letzten knapp zwei Jahre haben die Kinder ihren Wortschatz ungemein erweitert, ein immensen Selbstbewusstsein entwickelt die Zielsprache zu sprechen und vor allem viel Freude am bilingualen Unterricht. So hat sich dieser bei geeigneten Themen auch mal in Musik (Notenlehrer, Aufbau eines Orchesters) und in Mathe (Formen und Körper, Spiegeln) wieder gefunden. Der bilinguale Sachfachunterricht bedarf zwar oft eine intensivere Vorbereitung und eine zusätzliche Vorentlastung des englischen Vokabulars ist aber meiner Meinung nach für alle Beteiligten eine große Bereicherung. 

Oft werde ich hierbei gefragt: „Wie gehen Kinder, die kaum deutsch sprechen mit dem bilingualen Unterricht um?“ Und meine Antwort lautet jedes Mal: „Besser als Kinder, die fließend deutsch können.“ Dem bilingualen Unterricht folgen zu können Bedarf es, vor allem am Anfang, eine hohe Kompetenz Dinge aus dem Zusammenhang heraus zu verstehen – sich Inhalte herleiten zu können, sowie die gesamte Körpersprache zum Verstehen zu nutzen. Eine Kompetenz die Kinder mit schlechteren Deutschkenntnissen bereits aus anderen Fächern kennen. Zudem stehen alle Kinder im bilingualen Unterricht mehr oder minder auf dem selben Niveau. Auch dies wirkt sich sehr motivierend auf Kinder aus, die in anderen Fächern eventuell einen Nachteil auf Grund von mangelnden Sprachkenntnissen haben. Darauf folgt dann meist: „Und leistungsschwächere Kinder? Die gehen doch sicher unter im bilingualen Unterricht?“ Dieser Frage entgegne ich mit: „Nein, denn der bilinguale Unterricht braucht viel mehr Visualisierung und Handlungsorientierung, um Inhalte vermitteln zu können. Zwei Faktoren, die besonders leistungsschwächeren Kindern helfen, Inhalte zu erschießen. Außerdem werden Inhalte nochmals intensiver didaktisch reduziert, damit ein Zugang in der Zielsprache möglich ist“.

Hier auf dem Blog findest du einige bilinguale Materialien, die du auch einfach mal für eine Einheit in deinem Unterricht einsetzten kannst. 

Da mein Herzchen sehr für die englische Sprache und daher auch für den bilingualen Unterricht brennt, bereitet er mir und meinen Schülern Wahnsinn viel Freude. Sind beim Lesen dieses Beitrags nun noch Fragen aufgekommen: Immer her damit! 

Viel Spaß beim Ausprobieren, darüber diskutieren oder einfach beim weiteren Stöbern auf dem Blog. 

 

TAFELBILD AUS EINER MATHESTUNDE ZUM THEMA “SYMMETRIE”. DIE HANDLUNGSORIENTIERTE STUNDE HAT SICH FÜR DEN BILI UNTERRICHT ANGEBOTEN.

FLIPBOOK ZUM THEMA KONTINENTE. IN DER 4. KLASSE HABEN WIR FAST ALLE THEMEN KOMPLETT AUF ENGLISCH BEHANDELT.

ZUM EINGEWÖHNEN AN DEN BILI UNTERRICHT HABE ICH VOR ALLEM DEN KUNSTUNTERRICHT GENUTZT, DIESER IST BESONDERS ANSCHAULICH.

AM ENDE VON KLASSE 4 WAREN AUCH FACHBEGRIFFE AUF ENGLISCH KEINE HERAUSFORDERUNG MEHR. KARTENKUNDE HABEN WIR UNS AUF ENGLISCH ERSCHLOSSEN.