Mein Referendariat

TAFELBILD IN DER STUNDE VOR MEINER LEHRPROBE IN ENGLISCH, ZUM THEMA „PICKNICK IN SPRING“.

HOCH DIE HÄNDE – EXAMEN! IM SOMMER 2017 HABEN WIR DAS 2. STAATSEXAMEN ENDLICH IN DEN HÄNDEN.

EINE GANZ NORMALE ENGLISCHECKE MIT ECHTEN BLUMEN UND VIEL DEKO … ODER VIELLEICHT DOCH NUR FÜR DIE LEHRPROBE?!

NACH EINEM LANGEN, ANSTRENGENDEM REF DER WAHRSCHEINLICHST SCHÖNSTE TAG IN 18 MONATEN.

Oft fragt ihr mich, wie mein Referendariat war oder ob ich hilfreiche Tipps habe, dieses gut zu überstehen. Es ist mittlerweile glaube ich kein Geheimnis mehr, dass mein Ref nicht so wundervoll war, ich meinen Beruf heute aber mit sehr viel Freunde ausübe. Um euch vielleicht etwas die Angst zu nehmen, euch zu zeigen, dass man auch diese oft sehr anstrengenden 18 Monate hinter sich bringen kann und den Beruf trotz doofen Mentoren lieben lernt möchte ich mir etwas Zeit nehmen und euch von meinen Anfängen in den Lehrerberuf berichten. 


Nach dem Abitur 2010 wusste ich nicht so recht was ich eigentlich mit meinem Leben anfangen soll. Lehrerin werden stand eigentlich nie so richtig auf dem Programm, da meine Mutter und meine Großmutter Lehrerinnen sind. Da ich aber so überhaupt keinen Plan hatte, habe ich mich an der PH Karlsruhe für Europalehramt eingeschrieben. Mich hat der Englisch Schwerpunkt in diesem Studiengang interessiert, also habe ich dem ganzen eine Chance gegeben. 

Das Studentenleben war toll, die Kurse interessant. Im 5 Semester haben mich dann jedoch die Zweifel gepackt und ich habe mich nach allerlei Alternativen umgesehen (von Medizin, über International Management bis hin zu Amerikanischen Kulturwissenschaften). Aber irgendwie habe ich nicht aufgehört, hatte viel Freunde am Schreiben meine Zulassungsarbeit (Mädchenbildung in Afghanistan – aus historische, religiöser und kultureller Sicht) und an der Examensvorbereitung (Englisch: The Black Quest in the American Dream (Literatur), Civil Rights Movement (Cultural Studies), Phonology (Linguistik), Geschichte: Außerschulische Lerntorte am Beispiel eines Schulmuseums (Didaktik), Pilgrims – US Independence (Frühe Geschichte), Civil Rights (Neuste Geschichte), Pädagogik (Klassiker der Pädagogik im Film Der Club der toten Dichter, Reformpädagogik) Psychologie und Bilinguales Lernen). 


Nach dem ersten Staatsexamen im Frühjahr ging es für mich erst einmal auf Reisen. Nach einigen Tagen Washington DC, Wochen in Kolumbien, Jamaika, Cuba und Florida war der Sprung in das Berufsleben für mich nicht so einfach. Ich musste für meinen Vorbereitungsdienst meine Studienstadt Karlsruhe verlassen und in die Landeshauptstadt ziehen. Wie viele von euch wissen, war ich darüber nicht sonderlich erfreut. Auch wenn mir damals durchaus bewusst war, dass ich mit Stuttgart ein gutes Los gezogen hatte, da ich mir das Leben in den ländlichen Gebieten von Baden – Württemberg durch aus nicht hätte vorstellen können.


Heute blicke ich mit gemischten Gefühlen auf mein Ref zurück. Mein Vorbereitungsdienst war eine anstrengende, nervenaufreibende Zeit mit vielen Tränen, Unsicherheit und dem permanenten Gefühl zu Versagen. Auf der anderen Seite war die Zeit gefüllt mit tollen Reisen, guten Partys (ja ich war im Ref oft feiern) und vielen neuen Menschen.

Rückblickend habe ich verstanden, was mein Referendariat oft sehr schwer gemacht hat: Ich bin als Student, nach 8 Monaten Nichtstun in das kalte Wasser geschmissen worden. Von einem Tag auf den anderen wurde von mir verlangt eine fertige Lehrerin zu sein, die einen strukturierten, zielführenden Unterricht plant, Unterrichtsstörungen vermeidet, noch bevor sie aufkommen, alle Kinder im Blick hat und von der Inklusive bis zur Hochbegabung differenziert. Wem mache ich etwas vor: Das war mir eindeutig etwas zu viel. 

Auf der anderen Seite, war es mein Fehler, den Vorbereitungsdienst als eine Verlängerung des Studiums zu sehen. Ich habe die Sache einfach nicht ernst genug genommen. Noch mindesten 1 Jahr nach dem Ref habe ich nur meine Mentoren für diese anstrengende Zeit verantwortlich gemacht. Aber da ich ehrlich zu euch sein möchte, lag es nicht nur an ihnen. Ich habe mich von der PH oft nicht richtig vorbereitet gefühlt, war im Kopf noch nicht im Berufsleben angekommen und habe sicherlich nicht immer die richtigen Prioritäten gesetzt. 


Nachdem ich jedoch einen kritischen Blick auf mich geworfen habe, möchte ich diesen nun auch auf meine Mentoren werfen. Ich hatte zwei erfahrende Grundschullehrerinnen an meiner Seite, die bereits mehrfach Lehramtsanwärter begleitet haben. Leider gibt es im Leben immer wieder Menschen mit denen man beim besten Willen nicht harmoniert – schade, wenn diese zwei Personen die eigenen Mentorinnen sind. 

Ich habe von Anfang an nicht in ihr Bild der klassischen Grundschullehrerin gepasst. So waren Kommentare wie „Du gehörst nicht an die Grundschule“ , “ Du bist nicht mütterlich“ bis hin zu „Warum willst du eigentlich Lehrerin sein“ zu meinem Alltag. Schnell endeten reflektierende und zielführende Nachbesprechungen und wurden durch pure Kritik ersetzt. Hinzu kam, dass ich in 6 Klassen eingesetzt wurde, mich also auf 6 Lerngruppen einstellen musste und das Feedback von 6 Lehrern umsetzten wollte. Hierbei habe ich oft die Orientierung verloren. Ich war überfordert, hatte aber gleichzeitig das Gefühl mich an niemanden richtig wenden zu können. Ich kann mich an nur wenige Tage in der Hospitationsphase erinnern, an denen ich nicht weinend nachhause gefahren bin. Lästereien, abwertende Blicke und vor allem das Angreifen meiner Persönlichkeit, haben mich so sehr zweifeln lassen, dass ich kurz vor den Pfingstferien der Hospitationsphase bereit war das Referendariat hinzuschmeißen. Dank mehreren sehr ehrlichen und intensiven Gesprächen mit meiner Pädagogik des Seminars habe ich jedoch die Zähne zusammen gebissen – zum Glück. 


Nach dem Sommer, im eigenständigen Unterricht, hatte ich das große Glück nicht in den Klassen bzw Jahrgangsstufen meiner Mentoren eingesetzt zu werden. Ich habe mir eine wundervolle 4. Klasse, mit einer noch viel wundervolleren Klassenlehrerin geteilt. Sie hat mir gezeigt, wie der Lehrerberuf Spaß machen kann – und vor allem wie man auch manchmal Fünfe grade sein lassen muss. Im Laufe der zweiten Ausbildungsphase habe ich langsam Freunde an der Arbeit mit den Kinder entwickelt. Durch mein neues Team habe ich mich endlich Wohl gefühlt und bin tatsächlich gerne in die Schule gegangen. Der Kontakt zu meinen Mentoren war bis zu den Lehrproben sehr sporadisch – das hat uns aber glaube ich alle drei nicht weiter gestört. 


Ein Highlight meines Vorbereitungsdienst waren ihre erstaunten Gesichter als ich meine Lehrproben doch tatsächlich erfolgreich bestanden habe. Dieser Gedanke zaubert mir auch heute noch ein Schmunzeln auf das Gesicht. 


Was ich euch hier erzähle ist nur ein Bruchteil der Dinge, die während meines Vorbereitungsdienstes vorgefallen sind. Meine Mentoren und ich waren einfach kein gutes Team, dafür konnte Niemande etwas und es war für uns alle eine anstrengende Zeit. Und ich glaube, ich kann auch in ihrem Namen sagen, dass wir sehr froh waren als mein Referendariat zu Ende war und ich die Schule verlassen konnte. 


Daher kann ich jedem, der gerade im Referendariat steckt nur raten: Halte durch, das ganze hat ein Ende und du wirst unglaublich stolz auf dich sein, wenn du es hinter dich gebracht hast. Mich persönlich hat die Zeit wesentlich stärker gemacht. Wenn es mal besonders schlimm war haben mir vor allem meine Freunde und Familie geholfen. Ich habe mir bewusst Auszeiten von der Schule genommen und versucht abzuschalten. Auch die Seminartage und der Austausch mit Mit-Refis war immer sehr hilfreich, denn man ist oft nicht alleine mit seinen Problemen. 


Eine Sache, die ich gerne vor dem Referendariat gehört hätte: Das Ref ist nicht dafür da, dass du deine Lehrerpersönlichkeit findest, dich unendlichst Ausprobiert und auch gerne mal etwa schief gehen kann. Im Vorbereitungsdienst geht es leider meist darum es Mentoren, Schulleiter und Seminarlehrpersonen recht zu machen. Zumindest ging es mir so – Ich habe meine Lehrerpersönlichkeit erst nach dem Ref gefunden, als ich das erste Mal als Klassenlehrerin die gesamte Verantwortung für so viele kleine Menschen getragen habe. 


Wie es euch im Referendariat geht, welche Ängste ihr habt oder einmalige Tipps zum Überstehen des Vorbereitungsdienst dürft ihr mehr gerne auf Instagram oder über das Kontaktformular schicken. Ich freue mich sehr von euch zu hören. Tipps und Anregungen teile ich dann gerne hier mit euch!